Ausbilder der Nation, Integrator und Impulsgeber: Die Rolle des Handwerks im deutschen Bildungssystem

2020-01-09 | monograph. A publication with affiliation to the University of Göttingen.

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​Ausbilder der Nation, Integrator und Impulsgeber: Die Rolle des Handwerks im deutschen Bildungssystem​ ​
Haverkamp, K.  & Proeger, T. ​ (2020)
Göttingen​: Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen. DOI: https://doi.org/10.3249/2364-3897-gbh-34 

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Haverkamp, Katarzyna ; Proeger, Till 
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Die aktuellen Diskussionen um die Stärkung des dualen Ausbildungssystems streben eine stärkere Gleichstellung beruflicher- und akademischer Bildungswege an. In diesem Kontext steht die Frage nach der Rolle der beruflichen Ausbildung im Handwerk für den gesamten Arbeitsmarkt und damit für die Volkswirtschaft. Die Rolle der dualen Ausbildung kann dabei über die veränderten empirischen Ausbildungsmuster sowie die veränderten Funktionszuschreibungen im Zeitverlauf beschrieben werden. In dieser Studie werden Zeitreihen zur beruflichen Bildung sowie die vorhandenen Studien zur Funktionsweise des dualen Bildungssystems genutzt, um für den Zeitverlauf seit 1950 die zentralen Charakteristika und Funktionen des Ausbildungssystems des Handwerks zu beschreiben. Hierbei werden vier Phasen und drei Funktionsverschiebungen identifiziert, die jeweils mit strukturellen Veränderungen im Ausbildungsmarkt einhergehen. Im Ergebnis benennt die Studie folgende zentrale volkswirtschaftliche Funktionen des handwerklichen Qualifizierungssystems: Erstens gilt das Handwerk mit seiner überproportionalen Ausbildungsleistung traditionell als „Ausbilder der Nation“. 28 % der Auszubildenden werden derzeit im Handwerk auf die Tätigkeit auf dem regulären Arbeitsmarkt vorbereitet, wobei tendenziell die Schwerpunktlegung der Ausbildung auf der eigenständigen und problemlösungsorientierten Arbeitsweise als besondere Stärke des handwerklichen Qualifizierungssystems gilt. Zweitens wird dem Handwerk eine arbeitsmarkt- und sozialpolitisch maßgebende Rolle als „sozialer Integrator“ zugeschrieben. Als Integrator übernimmt das Handwerk insbesondere in Zeiten der gesellschaftlichen Umbrüche die Aufgabe, benachteiligte Bevölkerungsgruppen (Geflüchtete, Leistungsschwächere, Altbewerber) systematisch in das Arbeitsleben zu integrieren. Als für diese Aufgabe besonders relevante Stärke des Handwerks gilt die (oft familiengeführte) kleinbetriebliche Betriebsstruktur sowie die Vernetzung und ehrenamtliches Engagement in lokalen Gemeinschaften. Drittens gilt das Handwerk auch zunehmend als Impulsgeber für die transdisziplinären Innovationsprozesse. Als Ergänzung zu akademisch-technologiebasierter Fortentwicklung der Technologien und Produkte, bringen handwerklich qualifizierte Fachkräfte Innovationsimpulse ein, die auf berufsspezifischer Spezialisierung, erfahrungsbasiertem Können und hochentwickelten Fertigkeiten basieren. Die Studie verdeutlicht und diskutiert die Bedeutung und Veränderung dieser Funktionen im Zeitverlauf.
Recent discussions on an increasing support of the German system of dual vocational education and training (VET) aim at achieving an equal advancement of academic and vocational training. In this context, the role of VET in the craft sector for the entire labor market and the economy as a whole is discussed. Its relevance can be shown by looking at the empirical structures of vocational training as well as the changing ascriptions in past years. In this study, we use time series on vocational training in Germany to describe the central characteristics and functions of the crafts sector. We identify three separate phases and four fundamental shifts in function that go along with structural changes in the VET market. As a result, this study defines the following economic functions of the craft VET system. First, the craft sector is considered to be the most important VET actor due to its over-proportionate share of all VET contracts. 28 % of all apprentices are currently trained by craft firms. Its specific strength is considered to be the independent and problem-oriented way of working and training. Second, craft training is considered to foster social integration into the labor market for disadvantaged groups such as refugees or lower attaining students. This is derived from their particular properties: craft firms are often smaller, owner-managed and locally embedded. Third, the craft sector is increasingly considered as fostering trans-disciplinary innovation processes. Complementing science- and research-based technological development, skilled craft workers contribute sector-specific knowledge and experience-based skills to the innovation system. This study emphasized and discusses the meaning and changes of those functions in the past decades.
Issue Date
9-January-2020
Publisher
Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen
Organization
Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e.V. 
Series
Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung 
Extent
30
Language
German

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