Unternehmersein im Handwerk – Eine Frage der Persönlichkeit?

2022-07-09 | working paper

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​Runst P, Thomä J. ​Unternehmersein im Handwerk – Eine Frage der Persönlichkeit?​. ​​Göttingen: ​Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen; ​2022. (ifh Forschungsbericht; no. 2). doi:10.47952/gro-publ-110. 

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Authors
Runst, Petrik ; Thomä, Jörg 
Abstract
Die vorliegende Studie liefert empirische Hinweise zum Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und einer Selbstständigkeit im Handwerk. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: A) Die Persönlichkeitseigenschaften „Extraversion“, „Offenheit für Neues“, „Risikotoleranz“ und „Selbstwirksamkeit bzw. Kontrollüberzeugung“ wirken im Handwerk wie im Nicht-Handwerk positiv auf die Wahrscheinlichkeit, beruflich selbstständig zu sein. B) Im Handwerk fallen die Effekte von Extraversion und Selbstwirksamkeit noch einmal deutlich größer aus, wohingegen Risikobereitschaft im Nicht-Handwerksbereich stärker auf Unternehmertum einwirkt. Dies erklärt sich durch die typischen Merkmale des handwerklichen Unternehmertums, wonach sich die Motivation zur Selbstständigkeit eher durch den Wunsch nach persönlicher Autonomie und Selbstbestimmung und weniger durch den Wunsch nach Profit und Wachstum bestimmt. Gleichzeitig sind Handwerksbetriebe zur Sicherung ihrer Innovationsfähigkeit in besonderem Maße auf interaktives Lernen und externes Wissen angewiesen, weshalb größere Extraversion gerade für das Unternehmertum im Handwerk ein wichtiger Treiber ist. C) Im Falle der Persönlichkeitseigenschaft „Gewissenhaftigkeit“ zeigt sich nur im Handwerk ein signifikanter Effekt, der sich zudem positiv auf die Wahrscheinlichkeit zur Selbstständigkeit auswirkt. Dieses Ergebnis dürfte mit der Tatsache im Zusammenhang stehen, dass die Herausbildung einer handwerklichen Könnerschaft mit der damit einhergehenden Genauigkeit, Qualität und Sorgfalt des fachlich-technischen Tuns zu den typischen Erfolgsgaranten des handwerklichen Unternehmertums gehört. Diese Ergebnisse zeigen, dass Persönlichkeitsmerkmale auch für die Unternehmertätigkeit im Handwerk eine wichtige Rolle spielen und dort sogar zum Teil eine größere Bedeutung haben als im Nicht-Handwerk. Dies steht im Einklang zu klassischen Definitionen des Handwerksbegriffs, wonach die Individualität des Wirtschaftens und die Personalisierung der Arbeitsbeziehungen in den meist kleinbetrieblich geprägten Betrieben des Handwerks vor allem mit der zentralen Figur des/der mitwirkenden Handwerksmeister in zusammenhängt. Fragen der Persönlichkeit sollten daher im Rahmen der Gründungsberatung durch die Handwerksorganisation in jedem Falle angemessene Berücksichtigung finden. Gleichzeitig sollten bei der Ansprache und Förderung von neuen Zielgruppen für eine Unternehmertätigkeit im Handwerk gerade auch Persönlichkeitsaspekte Berücksichtigung finden. Dies gilt nicht zuletzt hinsichtlich der gezielteren Ansprache von solchen jungen Menschen, die den ausgeprägten Wunsch nach Selbstverwirklichung, persönlicher Autonomie und erfahrungsbasierter Könnerschaft verspüren. Wie die vorliegende Studie zeigt, ist gerade das Handwerk hierfür als Anlaufstelle prädestiniert. Zur Deckung seines drängenden Bedarfs an Nachwuchsführungskräften sollte die Handwerksorganisation diesen und weitere Vorteile des handwerklichen Unternehmertums noch stärker als bisher öffentlich kommunizieren.
Issue Date
9-July-2022
Publisher
Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen
Organization
Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e.V. 
Series
ifh Forschungsbericht 
Language
German

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