Wie nehmen Hausärzte ihr Bauchgefühl wahr?
2020 | journal article; research paper. A publication of Göttingen
Jump to: Cite & Linked | Documents & Media | Details | Version history
Documents & Media
Details
- Title Variant(s)
- How Do Family Physicians Perceive their Gut Feeling?
- Authors
- Hauswaldt, Johannes ; Stolper, Erik C. F.
- Abstract
- Hausärztinnen und Hausärzte versorgen gleichermaßen Patienten
mit harmlosen und Patienten mit lebensbedrohlichen
Erkrankungen, die sich oftmals mit denselben vagen Symptomen
als Beratungsanlass präsentieren. In derartigen Situationen
nehmen Ärzt*innen gelegentlich ein unangenehmes Gefühl
an sich selbst wahr, dass in dieser Patientenpräsentation
„irgendetwas nicht stimmt“. Es alarmiert die Ärztin/den Arzt,
stößt oftmals den diagnostischen Prozess an und veranlasst gelegentlich
zu speziellem Handeln, um einen möglicherweise
gefährlichen Verlauf abzuwenden. Es werden Ergebnisse aus
europäischer kooperativer Forschung zu nicht-analytischen
kognitiven Prozessen während der klinischen Entscheidungsfindung
von Ärzt*innen vorgestellt. Die Sichtweise deutscher
Hausärzt*innen zu Bauchgefühlen wurde qualitativ mittels teilstrukturierter
Interviews erkundet. Hausärzt*innen in ganz
Europa wurden befragt, ob sie Bauchgefühle als Phänomen
kennen und wie sie es benennen. Niederländische und belgische
Untersucher konsentierten einen Forschungsplan, dem
systematische Studien in den Niederlanden, Flandern und
Frankreich folgten. Die Europäische Forschergruppe COGITA
erstellte ein Glossar zu Ausdrücken aus dem Feld ärztlicher
Bauchentscheidungen. Sie entwickelte einen kurzen Fragebogen,
der in sechs Sprachen validiert und von Hausärzt*innen in
drei Ländern auf Anwendbarkeit während täglicher Praxisarbeit
geprüft wurde. In prospektiver Beobachtung, wie treffgenau
ein Alarmgefühl bei Luftnot und/oder Brustschmerz sei,
ermittelten französische Ärzt*innen für ihr Bauchgefühl eine
positive Likelihood-Ratio von 2,12 (95%-KI 1,49 bis 2,82) und
eine negative Likelihood-Ratio von 0,55 (95%-KI 0,37 bis
0,77). Auch wenn sie keineswegs immer verlässlich sind, sollten
aufkommende Bauchgefühle von Ärzt*innen in ihren klinischen
Überlegungen und Entscheidungen beachtet werden.
Family physicians (FPs) care for patients with both benign and serious diseases sometimes presented with the same vague symptoms. In these situations, FPs occasionally experience an uncomfortable feeling that something is not quite right in a patient’s clinical presentation. It alerts the doctor, occasionally activates the diagnostic process and may trigger specific action to avert an immediately serious outcome. Results are presented from European co-operative research on physician’s non-analytical cognitive processes in clinical decision making. The initial qualitative approach with semi structured interviews on the opinion of German FPs about gut feelings, and what their colleagues all over Europe said, was followed by systematic studies in the Netherlands, Flanders and France according to an agreed research agenda. The European research group COGITA generated a glossary of terms on topics of physician’s gut feelings. Its members developed a short questionnaire, which was translated into six languages, validated, and tested by FPs in three countries for application feasibility during consultation hours. In a prospective observational study on the accuracy of their gut feelings, French FPs found a positive Likelihood- Ratio of 2.12 (95% CI 1.49 to 2.82) and a negative Likelihood- Ratio of 0.55 (95% CI 0.37 to 0.77). Though by no means always reliable, emerging gut feelings should be considered by physicians during clinical encounter and decision making. - Issue Date
- 2020
- Journal
- Zeitschrift für Allgemeinmedizin
- Organization
- Institut für Allgemeinmedizin
- Language
- German