Mobilität als soziale und kulturelle Normalität: Weshalb die EU-Abschottungspolitik in Westafrika scheitern muss
2021-06 | working paper. A publication with affiliation to the University of Göttingen.
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Mobilität als soziale und kulturelle Normalität: Weshalb die EU-Abschottungspolitik in Westafrika scheitern muss (Global Migration Studies, 2)
Bernau, O. (2021)
Göttingen: Centre for Global Migration Studies. DOI: https://doi.org/10.3249/2702-7872-gms-2
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- Authors
- Bernau, Olaf
- Abstract
- Seit der als „Flüchtlingskrise“ titulierten Ankunft von drei Millionen Menschen in den Jahren 2014 bis 2016 hat die Europäische Union (EU) ihre Migrationspolitik gegenüber dem afrikanischen Kontinent erheblich verschärft. Neben einer abermaligen Intensi- vierung der seit den 1990er Jahren kontinuierlich weiterentwickelten Abschottungs- maßnahmen wurden auch diverse Programme zur Bekämpfung von Fluchtursachen aufgesetzt, unter anderem der „Nothilfe-Treuhandfond der Europäischen Union für Afrika“ im November 2015. Umso dramatischer ist, dass die Maßnahmen nicht nur zu einer Häufung schwerster Menschenrechtsverletzungen auf den Migrationsrouten ge- führt haben, sondern auch zu einer weiteren Destabilisierung der Herkunfts- und Tran- sitländer afrikanischer Migrant innen. Zentrales Manko ist, dass Europa bis heute nicht begriffen hat, inwiefern Migration in vielen afrikanischen Ländern eine tief im sozia- len und kulturellen Gefüge verankerte Überlebensstrategie darstellt. Konsequenz ist, dass sowohl in der Politik als auch in breiten Teilen der Öffentlichkeit unverstanden bleibt, weshalb es trotz zunehmender Abschottungsmaßnahmen nicht gelingen wird, die sozialen Logiken aufzubrechen, die dem allgemeinen Migrationsgeschehen in afri- kanischen Ländern zugrunde liegen. Vor diesem Hintergrund vertritt der vorliegende Beitrag am Beispiel Westafrikas die These, dass die EU nicht Abschottung, sondern zirkuläre Mobilität zum Leitmotiv ihrer Migrationspolitik erklären sollte – so wie es ins- besondere in Westafrika bereits seit Jahrhunderten gang und gäbe ist. Konkret nimmt der Beitrag, der primär aus der politischen und journalistischen Arbeit des Autors her- vorgegangen ist, erstens die Geschichte westafrikanischer Mobilität in den Blick, geht zweitens der Frage nach, weshalb sich junge Menschen immer wieder auf den Weg Richtung Europa machen, skizziert drittens die seit 2015 intensivierten oder neu einge- führten migrationspolitischen Maßnahmen, arbeitet viertens die fatalen Auswirkungen europäischer Migrationspolitik heraus und benennt fünftens die zentralen Trugschlüs- se, die der restriktiv ausgerichteten EU-Migrationspolitik zugrunde liegen.
- Issue Date
- June-2021
- Publisher
- Centre for Global Migration Studies
- Organization
- Zentrum für Globale Migrationsstudien
- Series
- Global Migration Studies
- Extent
- 39
- Language
- German